Lang. Luftig. Lächelnd Leichter.
Touren-Quickie
25 km
2.400 hm
16h 30min
Startpunkt: Parkplatz Ehrwald Zugspitzbahn
Endpunkt: Parkplatz P2 Hammersbach
Aussicht: 10/10
Schwierigkeit: UIAA: III-, Klettersteig: D (Hier gehts zur Topo)

Highlights
- für trittsichere, konditionsstarke Bergsteiger wunderbare Genuss-Gratkletterei
- auf dem Grat selbst vergleichsweise wenig Verkehr
- eine der längsten Gratklettereien (8000 Klettermeter!) der Alpen mit Blick nach Deutschland und Österreich
Lowlights
- Schwierigkeit/ Länge des Grats nicht zu unterschätzen
- teils unübersichtliches Gehgelände, das sicheres Navigieren in alpinem Gelände erfordert
- je nach Uhrzeit viel Verkehr bei Zug- und Alpsitze (gerade beim Abstieg von der Alpspitze!)
Inhaltsverzeichnis

Start Jubiläumsgrat: Zugspitzbahn Ehrwald
Wenn die Uhr nachts um viertel vor Zwei vibriert und mich aus einem unruhigen Schlaf reißt, der nicht länger als vier Stunden gedauert hat (effektiv vielleicht zwei), frage ich mich manchmal, warum ich solche Hobbies habe. Morgens ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann eine völlig ungefährliche Wanderung zu einer Alm, bei der es in entspannter Manier Kaiserschmarrn und Almdudler gibt. Das wäre doch auch schön. Sehnsuchtsvoll verblassen die Bilder von Kaffee in der Morgensonne und Kaiserschmarrn im Dunkel der Nacht, während ich mich in die klammen Klamotten zwänge und aus dem Dachzelt stolpere. Apathisch putze ich meine Zähne, was angesichts der Tatsache, dass ich kurz darauf in ein Erdnussbutter-Nutella-Brot beiße, sehr sinnvoll ist.
Um viertel nach zwei werden Malte und ich von Tim und Pia, zwei Freunden von uns, abgeholt. Zu viert wollen wir heute den Jubiläumsgrat von der Zug- zur Alpspitze angehen, eine extrem lange, alpine Gratkletterei. Definitiv nicht zu unterschätzen. Um den Spaß zu vervollkommnen, nutzen wir für den Auf- und Abstieg auch keine Gondel. Deswegen der Start in Herrgottsfrühe. Wir lassen unser Auto in Hammersbach, wo wir später hoffentlich enden werden, stehen und fahren mit Tims zum Parkplatz der Zugspitzbahn in Ehrwald. Somit haben wir das logistische Problem eines anderen Start- als Endpunkts gelöst (es fahren allerdings auch stündlich Busse von Garmisch nach Ehrwald).
Meine Schuhe knirschen laut auf dem Schotter, während ich die Zugspitze als unheimlichen Umriss über mir aufragen sehe. Um Punkt drei Uhr nachts beginnen wir unseren Aufstieg. Es warten etwa sechs Kilometer und 1.700 Höhenmeter bis zum Gipfel der Zugspitze. Im Gänsemarsch arbeiten wir uns stetig den steilen Anstieg hinauf. Das Gute an der Dunkelheit ist, dass man nicht sieht, wie weit es noch ist. Es gibt immer nur den nächsten Schritt. Somit bin ich erstaunt, wie schnell die ersten zwei Stunden verfliegen und wir über das Gamskar die Wiener Neustädter Hütte erreichen. Kurz zuvor überholt uns noch unser Kumpel Niklas, der die gleiche Tour heute in weniger als der Hälfte unserer Zeit schaffen wird (wie auch immer er das bewerkstelligt hat, Chapeau!).

Zugspitze in Sicht: Stopselzieher
Etwa 50 Höhenmeter über der Hütte beginnt der Stopselzieher, ein einfacher Klettersteig, der sich knapp 700 Höhenmeter fast bis zum Zugspitzgipfel zieht. Das Gelände wird beträchtlich steiler und mein Puls, der das gleichförmige Stapfen durch das Gamskar vorhin besser vertragen hat, schießt in die Höhe. Ich klettere langsamer. Bei einer Tour dieser Länge hat es keinen Sinn, alle seine Körner direkt am Anfang zu verschießen. Immerhin habe ich außer einem Brot nichts gefrühstückt, aber meinen Fehler vom Watzmann von vor zwei Wochen wollte ich nicht wiederholen. Übelkeit lässt grüßen.
Je höher wir klettern, desto kälter wird es und ich freue mich, gleich mein nassgeschwitztes Shirt zu wechseln. Schließlich geht es noch um ein paar Ecken und Kurven, bevor eine Metalltreppe uns auf das Zugspitzplateau bringt. Ich staune nicht schlecht, als ich all die Bauten erblicke. Neben dem Münchner Haus, gibt es zwei Gondelstationen, eine zur deutschen, eine zur österreichischen Seite, ein Café, eine riesige Panoramaterrasse und sogar einen Briefkasten. Ich glaube, ich habe noch nie einen derart zugebaueten Gipfel gesehen. Ich will gar nicht wissen, was hier zur Primetime los ist.
Wir haben genau dreieinhalb Stunden gebraucht. Am Horizont im Osten kündigt ein rötliches Glühen den baldigen Sonnenaufgang an. Nach ein wenig Suchen finden wir eine offene Tür, die uns in einen Keller mit Toiletten und Materiallager führt. Es ist hier etwas wärmer und windgeschützt. Schnell entledige ich mich meiner nassen Sachen und ziehe ein trockenes Shirt sowie sämtliche Jacken an. Plötzlich ist mir nämlich eiskalt, als hätte mein Körper nach dem anstrengenden Aufstieg die Wärmeproduktion eingestellt. Ich esse etwas Schokolade und tröste mich damit, dass die Sonne bald aufgeht.
Der höchste Gipfel Deutschlands: Zugspitze (2962m)
Wir steigen über die Brüstung des Plateaus und eine Metalleiter hinunter zurück auf nicht-menschengemachten Untergrund. Kurz darauf stehe ich neben dem goldenen Kreuz des höchsten Berges Deutschlands und bestaune einen fulminanten Sonnenaufgang, den kein Impressionist besser hätte malen können. Ich denke, ich werde mich niemals sattsehen an diesen Farben, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen und immer nur für ein paar Minuten sichtbar sind.

Es geht los: Jubiläumsgrat, wir kommen!
Getaucht in goldgelbes Licht starten wir den Jubiläumsgrat. Ein Schild warnt vor alpinen Gefahren und der Länge der Tour. Von hier aus sieht die Alpspitze nur einen Katzensprung entfernt aus, aber davon lasse ich mich nicht täuschen.
Das Licht und die Wärme wecken meine kalten Glieder zum Leben und ich fühle mich langsam wieder voller Energie. Gut gelaunt bewältigen wir die ersten Meter auf dem Grat, die recht gnädig sanft bergab führen. Dann allerdings wartet die erste Schlüsselstelle im dritten Schwierigkeitsgrad auf uns. Es muss eine glatte Rinne abgeklettert werden, die hohe Konzentration erfordert, da viele Tritte speckig und manche Griffe locker sind. Rutscht man ab, ist man weg. Stellen wie diese verdeutlichen die Ernsthaftigkeit des Grats, der explizit als kein reiner Klettersteig ausgeschrieben ist. Deshalb ist es zwingend erforderlich, dass man den dritten Klettergrad sicher beherrscht. Sonst hat man vermutlich wenig Spaß.
Weiter geht es über den Grat, der immer wieder Handeinsatz und die Drei-Punkt-Haltung erfordert. Schnelles Vorankommen ist auf den insgesamt 8000 Klettermetern nicht möglich, weshalb je nach Quelle ein Zeitbedarf von 6-10 Stunden eingeplant werden muss. Irgendwann verliere ich den Überblick bei all den kleinen Auf- und Abstiegen, die von Weitem gar nicht sichtbar sind. Nach einem kleinen Überhang im zweiten Grad wartet der erste längere Anstieg zur Inneren Höllentalspitze, dem zweiten von insgesamt sechs Gipfeln (inklusive Zug- und Alpspitze), der mit Drahtseilen versichert ist.


Innere Höllentalspitze (2741m)
Oben angekommen ist es 10:30 Uhr und wir bereits 3,5 Stunden auf dem Grat. Wegen des schönen Wetters und der Aussicht lassen wir uns allerdings nicht hetzen und machen eine kurze Pause. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick ins Höllental, durch das ebenfalls ein Weg hinauf zur Zugspitze führt. Dieser ist allerdings länger und erfordert das Queren des Höllentalfernes, weshalb Gletscherausrüstung erforderlich ist. Es folgt ein längerer Abstieg und in der Ferne erkennt man ganz klein die Knorrhütte, zu der von hier aus ein Notabstieg führt. „Tim, geh doch mal kurz runter und ein Radler holen.“, scherzt Malte. So ein kühles Getränk wäre jetzt etwas Feines.
Inzwischen knallt die Sonne uns ins Gesicht und ist für Oktober unnatürlich heißt. Der Notabstieg markiert ungefähr die Hälfte des Grats und bietet die einzige Möglichkeit zwischen Zug- und Alpspitze den Grat zu verlassen. Ich finde, einen Reiz der Gratkletterei macht gerade die Ausgesetztheit aus, die diese Alternativlosigkeit mit sich bringt. Es gibt nur zwei Wege, nach vorne oder zurück und beide erlauben kein schnelles Abbrechen der Tour. Deshalb ist es essenziell, sich über sein Können, körperlich und mental, im Klaren zu sein. Komme ich mit der Ausgesetztheit klar? Kann mein Körper mehrere Stunden am Stück große Anstrengung vertragen? Im Zweifel müssen Probleme selbstständig gelöst werden. Klar, die Möglichkeit Bergrettung gibt es Gott sei Dank immer, sollte meiner Meinung nach aber dem äußersten Notfall vorbehalten sein. Und „Da habe ich mich wohl überschätzt“ oder „Der Grat war doch länger als gedacht“ zählen definitiv nicht dazu. Solche Vorfälle sind vermeidbar durch gründliches Auseinandersetzen mit der Tour. Im Vorhinein wohlgemerkt.


Mittlere Höllentalspitze (2743m)
Während ich über die Risiken beim Gratklettern nachdenke, geht es bereits wieder bergauf in Richtung Mittlere Höllentalspitze. Hin und wieder werden wir von einzelnen Bergsteigern überholt, die solo unterwegs und schneller sind. Man muss dazu sagen, dass wir es auch sehr gemütlich angehen lassen und uns immer wieder mal kurz hinsetzen und die Aussicht und ein Gummibärchen oder ein Stück Schokolade genießen. Nach einem drahtseilversicherten Stück in der Schwierigkeit A/B erklimmen wir die mittlere Höllentalspitze.
In einiger Entfernung sehen wir die kleine, rote Biwakschachtel aufblitzen. Etwa zwanzig Minuten später erreichen wir den winzigen Kasten, den viele Bergsteiger, die den Grat in zwei Tage aufteilen, als behelfsmäßige Unterkunft nutzen. Um diese Uhrzeit, um kurz nach 12 Uhr, ist er allerdings leer. Ein Blick ins Innere offenbart sechs Matratzen auf jeder Seite. Die Vorstellung, dass sich an den vollsten Tagen an die zwanzig Menschen hier reinzwängen, lässt mich unseren Entschluss, mitten in der Nacht aufzustehen, milder betrachten.


Äußere Höllentalspitze (2720m)
Nach ein wenig einfacherem Gehgelände und einem kurzen Anstieg stehen wir bereits auf der östlichsten der Höllentalspitzen. Von der Äußeren Höllentalspitze lässt sich der massive Hochblassen bestaunen, der das Ende des Jubigrats markiert und sehr zu unserer Erleichterung nicht mehr überklettert, sondern auf der nördlichen Seite umrundet wird. Links davon wartet die Alpsitze, der eigentliche Endpunkt. Von hier aus wirkt es wie nur eine Stunde, maximal zwei. Pia und ich sind allerdings dazu übergangen eine schwarze Liste an Wörtern zu erstellen, die auf dem Jubiläumsgrat nicht mehr gesagt werden dürfen. „Nur noch“ und „schon“ stehen ganz oben. Die Dimensionen des Grats lassen sich immer nur für die nächsten 100 Meter abschätzen. Alles, was darüber hinausgeht, verschwimmt zwischen Felsvorsprüngen, Scharten und kleinen Zwischengipfeln, die dem Auge ein Schnippchen schlagen.
Bevor der Grat uns allerdings aus seinen Fängen entlässt, wartet der Abstieg von der letzten Höllentalspitze und die letzte Crux an der Volkarspitze auf uns. Ersterer erweist sich als steil und luftig. Senkrecht geht es bergab und ich kralle mich in das Drahtseil, während ich hoffe, dass meine Füße auf dem speckigen Felsen nicht abrutschen. Diese Stellen zum Abklettern, an denen alle Tritte und Griffe bereits sehr abgegriffen und speckig sind, finde ich am unangenehmsten. Das letzte Stück ist sogar mit C markiert und ich bin froh, als meine Füße wieder auf horizontalerem Untergrund stehen. Da die Schlüsselstelle, ein senkrechter Spalt, der hinauf auf die Volkarspitze führt, gerade besetzt ist, setzten wir uns kurz und beobachten das junge Pärchen, das sich an den Drahtseilen abmüht. Wie wir kurz darauf erfahren, sind sie andersherum unterwegs und wie wir vom Tal aus gestartet. Allerdings sind sie für ihre Position im Grat recht spät dran, insbesondere, da sie laut seiner Aussage ebenfalls wieder bis ins Tal nach Ehrwald wollen. Die Mine seiner jungen Begleiterin sieht jedenfalls eher unglücklich aus. Zweifelnd schauen wir ihnen hinterher. Ob sie es wohl bis nach Ehrwald schaffen werden?


Volkarspitze (2618m)
Dann begeben wir uns nacheinander an die schwierigste Klettersteigstelle, die laut Topo mit D markiert ist. Sobald es bergauf geht, bin ich allerdings gleich viel entspannter und nach ein wenig Krafteinsatz stehe ich auf dem letzten Gipfel auf dem Grat.
An einer etwas unübersichtlichen Stelle ein Stückchen weiter werden wir von einem einzelnen Bergsteiger überholt, der uns etwas gönnerhaft fragt, ob wir den Weg kennen würden. Anscheinend wirkten wir etwas planlos. „Wir sind ja schließlich auch bis hier gekommen.“, kann ich es mir nicht verkneifen zu sagen. Er erzählt, dass er die Tour bereits zum vierten Mal gehen würde und heute durch das Höllental aufgestiegen sei. Beeindruckt wünsche ich ihm noch eine schöne Tour. Nun dauert es nicht mehr lange und nach einem weiteren Abstieg, der natürlich auch ein paar kleine Kraxelstellen und Gegenanstiege bereithält, erreichen wir das Schild, das mit einem Pfeil das Ende des Jubiläumsgrat markiert und uns hinein in eine Geröllhölle auf der westlichen Seite des Hochblassen befördert.
Wir befinden uns vielleicht 100 Höhenmeter unter dem Ausstieg, als wir plötzlich ein Pfeifen hören, gefolgt von einem Warnruf. Zunächst glauben wir, dass wir gemeint sind. Dann entdecken wir den Bergsteiger von vorhin in etwa 250 Metern Luftlinie vor uns an einem Felsvorsprung. Er wirkt etwas verwirrt. Der Warnruf stammte von einer Frau auf dem Grat, die ihn ebenfalls gesehen haben muss. „Du bist dort völlig falsch!“, ruft sie erneut und endlich scheint er sie gehört zu haben und tritt vorsichtig den Rückzug an. Und der hat sich vorhin damit gebrüstet, den Grat bereits viermal geklettert zu sein? Wie kann man sich denn dann derart versteigen? Die Wegmarkierungen erfordern etwas Konzentration, sind aber ansonsten gut erkennbar. Als der verirrte Bergsteiger uns kurz darauf erneut überholt, wirkt er plötzlich gar nicht mehr so selbstbewusst wie vorhin und murmelt leise etwas von wegen „Das hatte ich so gar nicht mehr im Kopf.“. Egal aus welchen Gründen er sich verstiegen hat, es beweist ein weiteres Mal, dass egal, wie gut man sich in den Bergen auszukennen glaubt, immer ein wachsames Auge und Konzentration geboten ist.


Nach einer kurzen Rinne klettern wir über einen kleinen Vorsprung und erst jetzt wird die eigentliche Entfernung zu Alpsitze deutlich. Frustriert seufze ich. Unter einer Stunde werden wir nicht oben sein. Zudem ist mir auch noch mein Wasser ausgegangen und die Sonne knallt um diese Uhrzeit am Nachmittag unbarmherzig. Die Verlockung, an der Grießkarscharte nach Osten hin durchs Grießkar abzusteigen, ist hoch. Kurz überlegen wir, dann reißen wir uns am Riemen. Wenn, dann machen wir die Tour schon richtig. Dankbar nehme ich einen Schluck Wasser von Tim und Pia entgegen, die noch etwas entbehren können. Dann begeben wir uns auf die letzten Höhenmeter des heutigen Tages, hinauf zur gut besuchten Alpspitze. Malte, den das Gipfelfieber gepackt hat, springt wie eine Gams voraus und ward nicht mehr gesehen bis kurz unterm Gipfel. Wir anderen drei arbeiten uns langsam aber sicher über den Grat zur Alpspitze hinauf. Es folgen noch zwei Klettersteig-Stellen im Grad A/B, die wir problemlos bewältigen.
Geschafft: Alpsitze (2628m)
Ich fühle mich wie in einem Tunnel und denke nur noch an den kühlen Almdudler und den Kaiserschmarrn, den ich mir bei der Alpsitzbahn gönnen möchte. Und dann, endlich, klettern wir die letzten Meter bis zum Gipfel und entdecken das ersehnte Kreuz ein Stück weiter unten auf der Nordseite. Für große Freudensprünge sind alle außer Tim, der die letzten Meter leichtfüßig über die Felsen springt, zu geschafft. Dankbar lassen wir uns in den Schatten eines Vorsprungs sinken und genießen das, was wir an Wasser uns Snacks noch übrighaben. Dann schießen wir das obligatorische Gipfelfoto und begeben uns an den langen Abstieg. Wir haben uns für die Variante über die Alpspitz-Ferrata entschieden, einen einfachen Klettersteig, der fast bis hinunter zur Alpspitz-Station führt. Es ist halb vier, wir waren also gute acht Stunden auf dem Grat. Um diese Uhrzeit ist auf dem beliebten Klettersteig glücklicherweise nicht mehr viel Verkehr und wir kommen schnell voran. Er ist fast durchgehend mit einfachen Sprossen und Tritten versichert, sodass man nicht viel nachzudenken braucht. Nach der Tour kommt mir das aber ganz gelegen. Je näher wir der Gondelstation kommen, desto merklich voller wird es. Da es auf fünf Uhr zugeht, beeilen sich die letzten Wanderer und Kletterer zur Station zu kommen, um die letzte Gondel um fünf Uhr zu erwischen.

Gipfelstation Alpsitzbahn
Wir hingegen wollen nur schnell etwas trinken und essen und dann den Rest nach Hammersbach zu Fuß absteigen. Am Restaurant angekommen erleben wir allerdings ein blaues Wunder. Wir sind ganze zehn Minuten zu spät und der unnachgiebige Wirt beharrt darauf, dass es nur noch Tickets gibt, kein Essen, kein Trinken mehr. Meine Motivation sinkt augenblicklich ins Minus und ich bin kurz davor, doch die Bahn zu nehmen. Dann siegt mein Ehrgeiz. Wir füllen unsere Flaschen auf der Toilette und verzehren unsere restlichen Snacks, während wir dabei zuschauen, wie die letzten Nachzügler immer verzweifelter den Berg hinabrennen, um ja die letzte Gondel zu erwischen. In Kombination mit dem weißhaarigen Gondel-Mitarbeiter (in seinem früheren Leben Fußballtrainer, kein Scherz, wir haben gefragt), der die verspäteten Hanseln anbrüllt, als würde es um das WM-Finalspiel gehen, ergibt sich ein ziemlich amüsantes Szenario.

Kurz nach fünf befindet sich dann die letzte Gondel auf dem Weg ins Tal und auf dem Berg kehrt augenblicklich Ruhe ein. Der Ex-Fußballtrainer kündigt uns den Abstieg mit vier Stunden an, was wir für sehr lang halten. Trotzdem machen wir uns auf den Weg, um das meiste des schwindenden Tageslichts auszunutzen. Es tut gut, zur Abwechslung in einfachem Gehgelände unterwegs zu sein, in dem nicht jeder Schritt höchste Konzentration erfordert. Wir passieren die Stationen der Längenfelder- und Kreuzeckbahn. Teils über Forst- und Ziehwege, teils direkt über Skipisten nähern wir uns dem ersehnten Tal. Die Sonne ist in der Zwischenzeit so tief gesunken, dass sie mit dem Horizont zu verschmelzen scheint. Wie ein Scherenschnitt leuchtet der Umriss einer Kuh vor dem rosa-goldenen Himmel. Wie friedlich die Welt plötzlich wirkt in diesem sanften Licht, das Tag und Nacht miteinander verbindet.
Parkplatz Hammersbach
Im Wald ist es bereits beinahe zu dunkel für das bloße Auge und als wir um kurz nach halb acht Hammersbach erreichen, ist die Dämmerung fast zur Gänze der Schwärze der Nacht gewichen.
Und so endet unsere Tour, wie sie angefangen hat. Im Dunkeln bei Sternenlicht.

Verpflegung, Snacks und co.:
Frühstück: Zwei Scheiben Vollkornbrot mit Nutella und Erdnussbutter (ca. 500kcal)
Snacks: Gels, Schokolade, Gummibärchen, Brot/ Laugenbrötchen, Müsliriegel (ca. 2000 kcal)
Danach: Pizza 🙂
Comment
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